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Sehr geehrte Privatanleger,

aktuell gibt es einen großen Hype um die künstliche Intelligenz (KI, AI, oder sogar AGI = artificial general intelligence).

Die KI-Technologie als solche ist real und wird unser Leben so massiv verändern wie vielleicht nichts zuvor, nicht die Erfindung des Rads, nicht der Buchdruck und nicht die Telefonie. Vielleicht kommt die Nutzbarmachung des Feuers dem noch nahe, die den Menschen erst zum Menschen gemacht hat.

Die Entwicklungen sind beängstigend schnell – so schnell, dass Elon Musk vor einigen Wochen ein halbjähriges Moratorium und eine staatliche Aufsichtsbehörde forderte. Derzeit beginnen die verschiedenen Fähigkeiten zusammenzuwachsen, so dass AI nun Bild- und Sprachkapazität, z.B. Bild- und Spracherkennung und Sprach- und Textgenerierung kombinieren kann. Zudem steht diesen Intelligenzen dann das ganze Wissen des Internets in Nanosekunden zur Verfügung.

Hier einige Videos zum Thema, allerdings auf Englisch:

Geoffrey Hinton, AI-Chefentwickler von Google, der vor einigen Monaten das Unternehmen verließ, um vor den Gefahren zu warnen:

MO Gawdat, ebenfalls ein hochrangiger Entwickler, der Google verließ:

Brian Roemmle, Unternehmer und Wissenschaftler:

Yuval Noah Harari über die Art und Weise, wie KI die Herrschaft übernehmen könnte:

Was heißt nun all das für die Börse?

Zunächst einmal ist Vorsicht geboten. Wenn Hype-Stimmung an den Börsen ist, sind viele Titel vielleicht schon zu weit gelaufen und es reißt auch weniger gute Titel mit.

Von einem geschätzten Mandanten bekam ich eine Liste der vielversprechendsten KI-Titel überreicht, dir er gefunden hatte. Darauf standen sieben aussichtsreiche Unternehmen. Ich fühle mich durch die Liste bestätigt.

Die ersten beiden Titel der Liste halten ich in meinen Fonds bzw. führen wir in der Datenbank: Microsoft und Alphabet. Nvidia stellte ein geschätzter Kollege vor ca. 1,5 Jahren auf einer Kapitalmarktkonferenz als seinen Favoriten vor. Mir war damals das Unternehmen noch leicht zu teuer. Aber Nvidia ist zweifelsohne ein Unternehmen mit massiven Wettbewerbsvorteilen. Wir halten einen weiteren Titel, den ich in Bezug auf KI als ebenso interessant ansehe wie Microsoft und Alphabet, das ist Amazon.

Es sind nämlich oft die Platzhirsche und nicht die Neulinge, die mittelfristig aufgrund ihrer Marktmacht und ihrer Organisation das Rennen machen. In den 90ern lancierte Netscape einen sehr erfolgreichen massenkompatiblen Internetbrowser. Der Aufstieg des Unternehmens in den beiden Folgejahren war rasant und schien unaufhaltsam. 1996 lag der Markanteil des Netscape-Browsers bei 80%. Zwei Jahre später allerdings bei nur 60%. Im Jahr 2000 fiel er dann auf unter 15 Prozent. Microsoft hatte seine Marktmacht eingesetzt – teilweise sicher unfair – und den Konkurrenten pulverisiert. 2008 wurde der Support für Netscape eingestellt.

Aufstieg und Fall des Netscape-Navigators

Quelle: wikipedia

Insofern setzen wir bei IFVE auf die Platzhirsche. Einige der jungen Unternehmen in der Liste werde ich mir genauer anschauen.

Auf gute Investments!
Ihr
Prof. Dr. Max Otte

Herausgeber Der Privatinvestor

Der vollständige Text dieser Kolumne inklusive der darin erwähnten KI-Titel erschien in der Ausgabe 30/2023 vom 28.07.2023. Sichern Sie sich jetzt Ihre Mitgliedschaft und Sie erhalten neben vielen weiteren Vorteilen Zugriff auf das Archiv unseres Börsenbriefs mit allen Ausgaben der letzten Jahre.

Wir kennen das ja schon: Warren Buffett ist kein Freund großer Veränderungen. Besonders wenn es um das Portfolio seiner Investmentholding Berkshire Hathaway geht. Auch im zurückliegenden Quartal, dessen Zahlen am 16.08.22 bekannt gegeben wurden, ist das Orakel von Omaha seinen Lieblingsinvestments treu geblieben.

Verglichen mit dem ersten Quartal 2022 war Buffett diesmal zudem deutlich zurückhaltender. Während er im Zeitraum Januar bis März im Berkshire-Portfolio Käufe mit einem Gesamtvolumen von 51 Mrd. USD tätigte, erwarb er im zweiten Quartal lediglich Aktien im Wert von 6 Mrd. USD.   

Interessant und vor allem sehr aufschlussreich sind seine jüngsten Transaktionen dennoch.

Quelle: Businessinsider.de/Instagram 30.08.2022

Buffett – großer Fan von Apple

Eine der größten Positionen, die Buffett für Berkshire Hathaway im zweiten Quartal 2022 hinzugekauft hat, waren rund 4 Millionen Apple-Aktien. Insgesamt hält Buffetts Beteiligungsholding nun fast 900 Millionen Aktien des iPhone-Herstellers. Diese entsprechen im Moment einem monetären Gegenwert von 122 Mrd. USD und machen mit einer Gewichtung von 40 % die derzeit größte Position im Berkshire-Depot aus.   

In den zurückliegenden Jahren hat Buffet kein Geheimnis um seine Vorliebe für Apple gemacht. Buffett bezeichnet den Tech-Giganten schon einmal als „Familienjuwel“ und „wahrscheinlich das beste Unternehmen“, das er kenne. Der berühmte Investor hat zwischen 2016 und 2018 rund 36 Mrd. USD für den Aufbau seiner Beteiligung am iPhone-Hersteller ausgegeben. Und das bedeutet, dass Buffett sein Geld, das er in Apple-Aktien investiert hat, in wenigen Jahren mehr als vervierfacht hat.

Ölbranche weiter im Fokus

Zudem erwarb Berkshire Hathaway 2,4 Millionen weitere Chevron-Aktien im aktuellen Wert von etwa 380 Mio. USD, und erhöhte damit seine Position auf 161 Millionen Anteilscheine. Chevron nimmt Berkshire-Aktienportfolio als viertgrößte Position einen Anteil von rund 8 % ein.

Darüber hinaus kaufte Buffett weitere 22 Millionen Aktien der Ölgesellschaft Occidental Petroleum im derzeitigen Gegenwert von rund 1,4 Mrd. USD, wodurch sich der Gesamtbesitz auf 158,5 Millionen erhöhte. Bald wird Berkshires Anteil an Occidental Petroleum noch höher sein. Wie Mitte August bekannt wurde, reichte Buffett bereits am 17. Juli bei der Federal Regulatory Commission (FERC) einen Antrag ein, um die Beteiligung auf bis zu 50% erhöhen zu können. Die Bewilligung dazu ist nun erteilt. Das würde bedeuten, dass der Starinvestor weitere 19,2 Mrd. USD in Aktien dieses Unternehmens steckt.

Aber auch das könnte nur ein vorläufiger Schritt auf dem Weg zu einer möglicherweise angestrebten Übernahme sein. Die sukzessiven Käufe von Berkshire Hathaway von Occidental-Aktien sind typisch für Buffett, wenn er die Übernahme des Unternehmens vorbereitet. Beispielsweise bei der Versicherungsgesellschaft Geico, die seit 1996 zu 100 % zum Konglomerat des Starinvestors gehört, war seine Vorgehensweise ganz ähnlich.

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Weitere Transaktionen

Des Weiteren kaufte Berkshire Hathaway im zweiten Quartal 2022 weitere vier Millionen Aktien am Videospieleanbieter Activision Blizzard. Aktien von Ally Financial und Paramount Global wurden ebenfalls hinzugefügt. Abgesehen von den Verkäufen der Anteilscheine von General Motors und Verizon veräußerte Berkshire Hathaway auch Aktien von Store Capital und U.S. Bancorp, der bislang neuntgrößten Position im Buffett-Depot.

Verluste in Milliardenhöhe – Buffett bleibt gelassen

Aufgrund der schwierigen Börsenphase musste Berkshire Hathaway im zweiten Quartal 2022 einen Verlust von rund 43,7 Mrd. USD hinnehmen. Im Vorjahresquartal stand an derselben Stelle ein Gewinn von rund 28,1 Mrd. USD bekannt geben. Derartige Ergebnisschwankungen bei Berkshire Hathaway beunruhigen uns jedoch nicht im Geringsten. Dafür sind nämlich in erster Linie Kursschwankungen im Investmentportfolio verantwortlich. Wir sind diesbezüglich mit Warren Buffett einer Meinung, der anlässlich der jüngsten Quartalsergebnisse erneut betonte: „Die Investmentgewinne oder -verluste im Quartal sind meist bedeutungslos“.

Viel aussagekräftiger ist der operative Gewinn, den Berkshire Hathaway über seine Tochtergesellschaften generiert. Dieser stieg gegenüber um Vorjahr um etwa 6,7 Mrd. USD im auf rund 9,3 Mrd. USD. Insbesondere das Versicherungsgeschäft seiner Tochtergesellschaften Geico und Co. läuft bestens.

Und was das Beteiligungsportfolio betrifft, fällt unser Fazit ebenfalls positiv aus:  Der Starinvestor wählt seinen eigenen Fokus, bei dem es eben nicht um kurzfristige sondern in erster Linie um langfristige Wertsteigerungen geht. Wenn Sie als Investor ebenfalls einen langfristigen Anlagehorizont verfolgen, sind Sie bei Berkshire Hathaway richtig.  

Auf gute Investments!

Ihre

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Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor